Konfliktkosten – Identifizieren, verifizieren, reduzieren (Dr. Alexander Insam)

Konflikte am Arbeitsplatz kosten deutsche Unternehmen pro Jahr im Durchschnitt eine Summe, die 20% ihrer Personalkosten entspricht und damit mehrere hunderttausend bzw. Millionen Euro. Dies hat die erste umfassende Konfliktkostenstudie der KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft bereits 2009 ergeben. Nicht nur in Zeiten nach der Finanzkrise stehen Unternehmen damit vor der Herausforderung, unnötige Konfliktkosten zu senken, indem die Arbeitszeit ihrer Angestellten möglichst effektiv genutzt und Reibungsverluste minimiert werden. Wichtig ist daher für Unternehmen zu erfahren, wie Konflikte entstehen, welche Konfliktkosten sie verursachen und welche Konfliktbearbeitungsmethoden, wie z.B. Mediation, besonders geeignet sind, um Konfliktkosten zu reduzieren. Im Folgenden soll vor allem der Frage nach den Konfliktkosten als wirtschaftlicher Folge von Konflikten nachgegangen werden. Dies beinhaltet die Identifizierung und Verifizierung von Konfliktkosten in der Praxis sowie Möglichkeiten ihrer Reduzierung.

Konfliktkosten sind messbar

Konfliktkosten entstehen z.B. durch Mängel in der Projektarbeit, entgangene Aufträge, Krankheit oder Fluktuation von Mitarbeitern und dabei insbesondere durch die verlorene Arbeitszeit, welche die Konfliktbeteiligten während des Konflikts verbrauchen. Je teurer die Arbeitszeit der Mitarbeiter in einem Unternehmen ist, umso höher werden die Konfliktkosten. Mit einem geeigneten und funktionierenden Konfliktkosten-Management können Unternehmen einen großen Teil dieser Konfliktkosten reduzieren bzw. in Zukunft vermeiden.

Ein wirksames Konfliktmanagement im Unternehmen setzt jedoch voraus, dass Konfliktkosten zuvor gemessen und damit transparent gemacht werden. Nur auf diesem Wege kann ermittelt werden, in welchen Unternehmensbereichen Konfliktkosten entstehen und in welcher Höhe sie anfallen. Diese Feststellungen sind zwingend erforderlich um Verbesserungs-, Einsparungs- und Rationalisierungspotenziale zu identifizieren und umzusetzen.

Im Jahr 2009 hat die KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft eine erste umfassende Studie zu Konfliktkosten in deutschen Unternehmen herausgegeben, in deren Rahmen mehr als 100 Industrieunternehmen aller Größenordnungen (von unter 100 bis zu mehr als 50.000 Mitarbeitern) Auskunft über die bei ihnen entstehenden Konfliktkosten gaben. Dabei wurde festgestellt, dass Konfliktkosten nicht nur existieren, sondern auch messbar sind. Die Studie hat aber auch gezeigt, dass nur die wenigsten Unternehmen bislang in der Lage sind, ihre Konfliktkosten konkret zu benennen und zu berechnen.

Dabei versteht die Konfliktkostenstudie unter dem Begriff „Konflikt“ jede Planabweichung oder Plangefährdung bei der Umsetzung der wirtschaftlichen Ziele eines Unternehmens durch den Einsatz seiner Ressourcen, vor allem der Arbeitszeit der Mitarbeiter. Auch das folgende Beispiel verdeutlicht, dass Arbeitszeit die entscheidende Messgröße für Konfliktkosten ist. Welcher Arbeitgeber erlaubt seinen Arbeitnehmern am Arbeitsplatz täglich ungefähr 24 Minuten zu schlafen? Und welcher Arbeitgeber zahlt in dieser Zeit gerne das Gehalt, d.h. die Personalkosten weiter. Die häufigste Antwort auf diese Frage ist: „Warum sollte ich als Unternehmer für schlafende Arbeitnehmer zahlen? Ich zahle für eine bestimmte Arbeitsleistung, nicht für private Erholung.

Dagegen ließe sich nur einwenden, dass der Arbeitgeber für eine Erholung des Arbeitnehmers ggf. dann gerne zahlt, wenn er eine außerordentliche Leistung honorieren oder anschließend eine außerordentliche Leistung des Arbeitnehmers ermöglichen möchte.

 

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