Online-Mediation mit Juripax (Jonathan Barth, M.Sc.)
Textbausteine und Fall-Administration
Der gesamte Mediationsprozess kann darüber hinaus durch Textbausteine noch effizienter gestaltet werden. Das heißt, der Online-Mediator kann sein Vorgehen an passenden Stellen standardisieren bzw. zwischen verschiedenen Formulierungen wählen, die er zuvor selbst verfasst hat. Dabei kann der Mediator auf sämtliche, im Fall hinterlegte Daten (Informationen aus Fragebögen) zurückgreifen und somit seine Kommunikation mit den Konfliktparteien individualisieren, ohne zu viel Zeit mit dem Verfassen von Texten zu verbringen.
Die Juripax ™-Software bietet zudem neue Möglichkeiten für größere Organisationen, die eine Vielzahl von Mediatoren beschäftigen und somit einen Bedarf für Fallmanager haben. Diese können Juripax™ ebenfalls problemlos nutzen, in dem sie Fälle aufnehmen, Mediatoren zuweisen und sie den Konfliktlösungsfortschritt „monitoren“ können.
Der vorliegende Artikel kann nur einen kurzen Überblick in die Funktionsweise gewähren. Dass das Programm den Ansprüchen einer Mediation gerecht wird und somit funktioniert, konnte bereits anhand von verschiedenen wissenschaftlichen Studien gezeigt werden. So kam sie unter anderem in einem Pilotprojekt des niederländischen „Rats für Rechtsbeistand“ im Bereich von Online-Scheidungsmediationen mit 80 Fällen zum Einsatz. Anschließend wurde der Pilot durch die Universitäten Tilburg und Leuven wissenschaftlich ausgewertet.
Zentrale Forschungsergebnisse
- In 74 % aller Fälle wurde eine abschließende Vereinbarung getroffen, 16 % erreichten eine partielle Einigung.
- 88 % der Medianden waren mit dem Mediationsverfahren zufrieden (73 % waren sehr zufrieden bis extrem zufrieden).
- 81 % der Medianden gaben an, diese Methode in Zukunft wieder verwenden zu wollen.
- 90 % der Medianden waren zufrieden mit ihrem Mediator (78 % waren sehr zufrieden bis extrem zufrieden).
- Ortsunabhängigkeit: Kosten- und Zeitersparnis;
- Parteien entscheiden selbst, wann und wo sie teilnehmen möchten;
- Verbleib der Medianden im gewohnten Umfeld („Heimspiel“);
- Keine emotionale Konfrontation durch die physische Präsenz der anderen Partei;
- Balance von Machtungleichgewichten;
- Klare Strukturierung und einfache Dokumentation ohne Medienbruch;
- Steigerung der Effektivität durch bessere Vorbereitung und Reflexion;
- Durch „Anonymität“ fühlt man sich freier, Anliegen mitzuteilen.
(Studienergebnisse der Universitäten Tilburg und Leuven im Rahmen der wissenschaftlichen Untersuchung des Testpiloten des niederländischen „Rats für Rechtsbeistand“)
Dem Umstand zum Trotze, dass in der genannten Studie ein hochemotionales Thema wie die Schei dung untersucht wurde, konnten sehr gute Zufrie denheitswerte der Medianden erreicht werden. Als Erklärungsansatz kann bspw. der Verzicht auf die direkte Konfrontation mit dem Konfliktgegner angeführt werden und die daraus folgende entspanntere Atmosphäre während der Mediation, verglichen mit einer mitunter schmerzhaften direkten Konversation.