Mediation und Coaching - Spielen wir am besten, wenn der Gegner nicht da ist? (Dr. Gernot Barth, Cordula Söfftge)

Im Fußball verkompliziert sich alles durch das Vorhandensein der gegnerischen Mannschaft" (Jean Paul Sartre). In diesem Artikel gehen wir der Frage nach, wie sich die Steuerung von Konfliktlösungsprozessen durch die Anwesenheit der gegnerischen Partei(en) verändert. Hierbei nutzen wir unsere Berufserfahrung als Coach und MediatorIn. Betrachtungsgegenstand ist die Lösung einer Konfliktsituation am Beispiel eines Einzel-Coachings im Vergleich zum Setting der Mediation.

Gemeinsame „Spielregeln“

Grundsätzlich haben Coaches und MeditorInnen in vielerlei Hinsicht ein gleiches (theoretisches) Grundverständnis, wie Menschen Lösungen entwickeln können. Beide unterstützen KlientInnen zeitlich begrenzt – im Sinne einer Kurzzeitintervention – bei der Lösungsfindung in schwierigen oder komplexen Situationen. Coaches und MediatorInnen verstehen sich dabei als eine Art „Katalysator“ für den Problemlösungsprozess – Ziel ist es, die Handlungskompetenz der KlientenInnen und deren Selbstreflexionsfähigkeit zu erweitern. Hierbei wird davon ausgegangen, dass der Klient / die Klientin die eigenen Ressourcen zur Problemlösung grundsätzlich besitzt; diese aber aktuell nicht zugänglich sind. Der Klient / die Klientin bleibt während der gesamten Intervention „Experte / Expertin“ für das eigene Leben. Zentrale Aufgabe eines Coaches oder einer/eines MediatorIn ist es dabei, den Prozess zu steuern.

Coaching und Mediation basieren auf den gleichen zentralen Prinzipien: der Ergebnisoffenheit, der Annahme der Eigenverantwortung der KlientInnen, dem Grundsatz der Freiwilligkeit der Teilnahme, der Vertraulichkeit der Inhalte sowie einem ressourcenorientierten (vs. problemzentrierten) Vorgehen. Wesentlich ist auch die innere Haltung der MediatorIn bzw. des Coaches hinsichtlich der eigenen Neutralität, Verschwiegenheit und Transparenz (z.B. keine „undercover-Aufträge“ durch den Auftraggeber).

Wenngleich auch Prinzipien und Haltung in vielerlei Hinsicht kongruent sind, so unterscheidet sich das Verfahren des Einzel-Coachings im Konflikt und dessen Führung wesentlich durch die Anwesenheit „der gegnerischen Mannschaft“ im Mediationsverfahren.

 

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