Akzeptanzmanagement und Energiewende (Dr. Gernot Barth)

Mediative Elemente im Akzeptanzmanagement

Was bedeutet dies nun für den AM-Prozess II? Für den von der Politik und der Wirtschaft einschließlich der Energiekonzerne eingeforderten Prozess der Akzeptanz der Energiewende bedeutet dies meines Erachtens, dass die Bürger und Kunden in den Prozess der Energiewende als aktive Akteure einbezogen werden müssen. Produkte und Realisierungswege müssen den Interessen, Bedürfnissen und Anliegen der Bürger entsprechen. Diese zur Sprache zu bringen, sie mit anderen Akteuren abzugleichen und zu einer für alle Beteiligten akzeptablen Lösung zu bringen, ist auch ureigenes Anliegen eines Mediationsprozesses. Und es sind die klassischen Methoden, die hier bei Bürgerforen in der Interessen- oder Lösungsfindung beim Bau einer Netztrasse eingesetzt werden könnten, auch aus dem Bereich der Mediation und Moderation im öffentlich rechtlichen Bereich, wie zum Open Space oder World Café.


Abb. 2: Der Changemanagementprozess (© Sächsisches Staatsministerium für Justiz und für Europa. Handbuch Prozessmanagement, Version 2.1, S. 21).

Der Widerstand, der sich gegen Mediation in einem AM-Prozess bildet, resultiert meines Erachtens zum einen daraus, dass hier ein neutraler Dritter zwischen Parteien vermittelt, und einem in Deutschland stark rechtlichen Verständnis dieses Verfahrens. Dies ist zweifelsohne nur in eskalierten Situationen erforderlich, welche in einem AM-Prozess aber nur zum Teil vorliegen. Ich plädiere deshalb für den Einsatz mediativer und moderativer Verhandlungsstrukturen und -techniken, verbunden mit einer mediativen Haltung, die den anderen akzeptiert (des einen Netztrasse ist des anderen Rohrdommel, Feldhamster, Kreuzotter...).

Zum zweiten resultiert der Widerstand gegen Mediation aus dem Verständnis eines AM, welches stärker in der Psychologie des Überzeugens und des Werbens angesiedelt ist. Damit wird aber die gegenwärtige Situation falsch eingeschätzt. Die Energiewende als abstrakter Prozess wird in Deutschland von der Bürgermehrheit getragen. Es geht daher weniger um Überzeugen und Werben als um Gestalten und Einbeziehen. Es geht also darum, Bürger und Kunden für die Gestaltung konkreter Projekte zu gewinnen und einzubeziehen.

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